Heute wollen wir an der Levada Nova entlang laufen, beginnend dort, wo wir gestern abgebrochen haben.

16.3.2015

Wir haben recht lange geschlafen, Margit geht es nicht so gut, ihr Magen hat die ganze Nacht Rabatz gemacht. Mal sehen, ob das nach dem Frühstück besser wird. Also machen wir uns gemütlich fertig. Um 10:00 soll es eine Präsentation im Tearoom an der Rezeption geben. Wir vermuten allerdings, dass das nur für die Leute ist, die mit einer Reisegesellschaft gekommen sind, und das sind wohl die meisten hier.

Zum Frühstück steigen wir wieder bergauf zum Hotel. So schlimm, wie ursprünglich angenommen, ist es aber lange nicht. Heute gibt es wieder Eier und Speck, Margit nimmt nur ein Brötchen mit etwas Marmelade.

Natürlich passiert um 10:00 gar nichts. Zwei einsame TUI-Tussen sitzen herum und warten wohl auf Klienten. Wir gehen zurück zum Bungalow. Glücklicherweise geht es Margit besser und sie fühlt sich fit genug für die geplante Wanderung.

Urlaub Madeira, März 2015
Bild 1 Morgens Blick auf die Küste von unserem Häuschen aus
Urlaub Madeira, März 2015
Bild 2 Fertig für die heutige Wanderung
Urlaub Madeira, März 2015
Bild 3 Förderung durch die EU, das findet man hier häufiger

Mit den Levadas besitzt Madeira ein für Wanderer einmaliges Wegenetz. Es sind Bewässerungskanäle, die bereits im 15. Jahrhundert angelegt wurden, um vor allem die reichen Wasservorkommen im Inselinnern für den Zuckerrohr- und Weinanbau nutzbar zu machen. Dieses Wassernetz wurde im Laufe der Zeit immer weiter ausgebaut und besitzt heute eine Länge von über 2000 km! Die Levadas sind in der Regel 50 - 120 cm breit und bis zu einem Meter tief. Die Wege entlang der Levadas sind ideale Wanderwege und ziehen sich über die ganze Insel. In der Regel sind sie gut gesichert, - manchmal ist etwas Schwindelfreiheirt erforderlich - so dass man bequem neben oder auf den Levadamäuerchen entlangwandern kann. Die Levadas passen sich komplett den topografischen Gegebenheiten an. Die am Wegrand gepflanzten Zierpflanzen wie Hortensien, afrikanische Liebesblumen, Margeriten, Erika oder Engelstrompeten sorgen für einen zusätzlichen Reiz.

Urlaub Madeira, März 2015
Bild 4 Immer entlang an der Levada Nova

Wir laufen wieder am Hotel los, durch „Prazeres“ durch, bis wir wieder zur „Levada Nova“ kommen. Das sind schon mal 2 km mit ca. 80m Steigung. Jetzt wollen wir an der Levada entlang bis nach „Calheta“ laufen. Insgesamt sollen das 15km ohne nennenswerte Steigungen sein. Mal sehen, wie Margit das durchhält heute. Es geht immer neben der Levada entlang auf einem Pfad, der manchmal 1m, aber manchmal auch nur 30cm, breit ist. Die Levada führt immer am Berghang entlang mit ganz leichter Steigung, sodass das kristallklare Wasser in der Levada uns entgegenkommt. In den Bergeinschnitten gibt es meistens einen kleinen Bachlauf, der die Levada quert, abgesichert durch einen Staustufe, und das Wasser aus den jeweiligen Bächen wird in die Levada geleitet. Ein wirklich tolles System der Bewässerung.

 

Viele Leute sind nicht unterwegs. Wenn uns jemand entgegen kommt, weicht halt der aus, der gerade an einer breiteren Stelle ist. An manchen Stellen führt der Weg aber auch nur auf dem Betonrand der Levada entlang, links ist dann das Wasser, und rechts geht es manchmal 5-10m steil hinunter. Hier ist Aufpassen angesagt.

Die meisten Leute, die uns begegnen, sprechen deutsch oder englisch. Wir überholen ein älteres Paar aus Wien, die Dame ist 79 Jahre alt, und erzählt uns, dass das Madeira-Klima ihren Knien sehr gut tut, und sie hier kaum Schmerzen verspürt. Na ich bin gespannt, ob das bei uns genauso ist. Ein Paar aus England überholt uns und geht den Weg ebenfalls bis zum Ende. Die Meisten brechen den Weg unterwegs ab und gehen wieder zurück. An einem etwas rutschigen Übergang in einem Bergeinschnitt warnt uns ein entgegenkommender älterer Herr, dass noch schwierige Stücke kommen werden, wo wir sehr aufpassen müssten. Wir haben vergebens auf diese abenteuerlichen Abschnitte gewartet.

 

Urlaub Madeira, März 2015
Bild 9 Wanderung entlang der Levada Nova

Zum Ende der Strecke werden wir langsam müde und bei Margit macht sich die schlechte Nacht dann doch bemerkbar. Leider haben wir nur zwei Äpfel und Wasser dabei; das ist doch etwas wenig für eine so lange Wanderung. Wir überholen das englische Paar, als es Pause macht. Kurz vor Ende der Tour überholen die beiden uns dann wieder, als wir pausieren. Wir flaxen, dass wir uns in der ersten Bar in „Calheta“ sicher wieder treffen werden. Am Ende der Levada kommen wir zu einem See, in dem das Wasser aus den Bergen gesammelt und durch den Kanal ins Tal geleitet wird. An manchen Stellen gibt es dann Möglichkeiten eine Wasserpforte zu öffnen, um seitlich liegende Felder zu bewässern.

Endlich haben wir es geschafft; jetzt müssen wir nur noch ca. 2 km steil abwärts gehen auf einer kleinen Seitenstraße, um in den Ort „Calheta“ zu gelangen. Von weitem sehen wir ein gelbes Auto am Waldrand stehen, Hoffnung kommt auf. Yeah! Es ist ein Taxi! Der Fahrer kommt uns schon ein paar Schritte entgegen und bietet uns seine Dienste an. Das ist sicher eine gute Idee, denn im Ort selbst wird es bestimmt schwer sein, Passagiere zu finden. Die beiden Engländer die kurz vor uns an ihm vorbeigelaufen sind, haben wohl ihr Auto im Ort stehen und sind weitergelaufen. Wir hingegen könnten ihn glatt küssen, denn wir sind beide ganz schön geschafft. Für 20€ fährt er uns zurück in unser Hotel. Auf dem Weg dorthin erzählt er uns in seinem besten Englisch alles Mögliche: Wie die Menschen hier leben, von seiner Familie, von den wenigen Möglichkeiten, hier Arbeit zu finden, wo wir ein gutes Restaurant finden können und, dass unser Hotel alle seine Waren von den lokalen Bauern bezieht. Ein sehr netter Mensch, der redet wie ein Wasserfall, aber richtig liebenswert ist.

Urlaub Madeira, März 2015
Bild 15 Wanderung entlang der Levada Nova

Am Hotel lassen wir uns auf der Terrasse nieder, allerdings geht jetzt ein kalter Wind, der uns im Wald gar nicht aufgefallen ist. Margit trinkt einen grünen Tee, ich nehme wieder einen Kaffee (einen Chino – großer Kaffee ohne Milch) und ein Stück des guten Kuchens, der hier angeboten wird. Margit bestellt sich noch ein Clubsandwich. Wir sind beide überrascht, als ein Riesenteil gebracht wird. Nein das ist nicht für zwei Personen und auch nicht für mehrere Tage, klärt uns die Bedienung Elsa auf. Na ok, dann machen wir uns darüber her. Jetzt muss ich allerdings mithelfen, denn Margit kann das alleine unmöglich schaffen. Natürlich opfere ich mich gerne.

Jetzt geht es in unser Hüttchen, wo es durch die große Glasfront doch sehr schön warm ist. Wir machen es uns gemütlich und beschließen, heute Abend nichts mehr zu essen. Draußen auf unseren Liegen sitzend, genießen wir den tollen Blick auf das heute stürmische Meer und die schönen Wolkenformationen. Gegen 21:00 fallen wir so richtig müde ins Bett.