4. Tag 23.9.2019
Heute übernehmen wir unser Womo, wir werden es Henry nennen.
Der Baulärm schallt bereits um 4:30 durch die Balkontür in unser Zimmer. Es ist zwar noch dunkel draußen, aber auf der Baustelle sind die Strahler an. Was solls, wenn die Fenster geschlossen sind kann man es aushalten. Bald werden wir ja in der kanadischen Wildnis Ruhe haben.
Wir machen uns fertig, und meine Frau packt alles wieder in die Koffer, hoffentlich haben wir nichts vergessen. Ich rufe bei Cruise Canada an, und die Dame sagt mir, dass wir um 11:00 kommen können um unser Fahrzeug zu übernehmen. Sie will uns ein Taxi schicken, aber wir machen das lieber selbst, da wir ansonsten unter Zeitdruck stehen. Kosten soll das Taxi 85$. Mehr sollen wir nicht ausgeben. Vorher frühstücken wir noch hier im Chelsea Hotel für insgesamt 60 can$. Das ist schon heftig. Im Speiseraum herrscht Bahnhofshallen-Atmosphäre, die Tische sind ohne Tischdecken, und den Kaffee müssen wir uns in Plastik Bechern holen. Die Auswahl am Buffet ist einigermaßen ok, aber natürlich gibt es hier nur das weiche Toastbrot, das wir zumindest anrösten können. Vom Preis her entspricht das Frühstück einem 5 Sterne Hotel, das Angebot und drumherum ist maximal zwei Sterne wert.
Nach dem Frühstück zahle ich unsere Zeche. Margit hat in der Zwischenzeit alles in den Koffern verstaut, und wir ziehen los. Am Hoteleingang steht auch gleich ein Taxifahrer bereit, ein Asiate der einen netten Eindruck macht. Ich erkläre ihm, wo wir hinwollen, gebe ihm die Anschrift und einen kleinen Plan wie er dorthin findet. Eigentlich dachte ich, ein Taxi hätte heute standardmäßig ein Navi, das ist hier jedoch nicht der Fall. Wir müssen nach Bolton ein Vorort im Nordwesten von Toronto, und er meint, er war noch nie in der Gegend. Ich sage ihm, dass die junge Dame mir gesagt hat, dass das Taxi nicht mehr als 85$ kosten darf. Unser Fahrer meint das ist ok, wenn auf der Uhr mehr steht brauche ich trotzdem nur 85 zu zahlen. Er fährt erst mal in die meiner Ansicht nach falsche Richtung, meint aber so hat er mehr Autobahn, und weniger Stadtverkehr. Stimmt, wir kommen ohne Stau voran und sind dann bald bei Cruise Canada. Sein Taxometer zeigt 120$, aber für ihn ist die vereinbarte Summe ok.
Die Details zu unserem Wohnmobil, Modell: C30 mit 6 Schlafplätzen, von denen wir aber nur 2 nutzen. Sehr angenehm ist die dadurch vorhandene große Ablagefläche über dem Fahrerraum.
Km-Stand bei Übernahme: 98462km
Ein nicht ganz neues Fahrzeug, aber der Innenraum war sauber und wir konnten keine Macken feststellen.
Wir haben Glück, es warten nicht viele Leute auf ihr Wohnmobil, wir sind gleich dran. Innerhalb von 20 min sind alle Formalitäten erledigt. Das obligatorische Video schauen wir uns nicht mehr an, mit diesem Modell kennen wir uns ganz gut aus. Wir suchen uns aus einem Stapel von Campingstühlen zwei aus, die noch in Ordnung sind, und die wir auch nicht bezahlen müssen. Unsere Koffer haben wir erstmal auf das Bett gelegt. Dann prüfen wir mit den Cruise Leuten die Funktionen unseres Henry nochmal durch, gehen um das Fahrzeug rundherum und stellen fest wo bereits Macken sind, vermerken die auf einem Formular, und sind auch schon fertig. Los geht’s in unser Kanada Abenteuer.
Wir fahren erst mal zum Walmart zwei Straßen weiter. Es ist immer etwas Besonderes in ein fast 10m langes Fahrzeug zu steigen und die Maschine zu starten. An Abbiegungen muss ich noch vorsichtig sein, denn unser Henry hat einen ordentlichen Wendekreis und schwenkt seinen "Hintern" ziemlich aus. Wir schaffen es ohne Probleme auf den Parkplatz von Walmart und belegen gleich zwei PKW- Parkplätze. Die Parkplätze sind hier großzügig bemessen, Womos sind ja hier nichts Ausgefallenes. Bei Walmart decken wir uns mit Lebensmitteln ein, und allem, was einen gepflegten Womo-Urlaub angenehm macht: Gel-Kopfkissen, Matratzentopper, Bettzeug, Toaster, Plastik-Latschen, Panzerisolierband (haben wir bisher immer gebraucht) und noch vieles andere mehr. Wie immer, verbringen wir hier locker zwei Stunden, bis wir alles zusammengesucht haben. Mit zwei vollgeladenen Wagen geht es zum Bezahlen. Wir sind mit 550$ dabei. Nebenan kaufen wir noch etwas Wein, denn ohne einen leckeren Wein schmeckt das Abendessen nicht. Leider ist der auch ziemlich teuer hier.
Jetzt geht es in Richtung Niagara Fälle. Unser Navi ist noch im Koffer verstaut, daher nutze ich erst mal unseren Wander-Garmin. Es geht auf einer 3-4 spurigen Straße durch die Vororte von Toronto, und das ist etwas nervig, da jetzt auch langsam der Feierabendverkehr einsetzt. Ampel für Ampel kommen wir unserem Ziel näher und stoßen endlich auf den QEW (Queen Elizabeth Way). Dem müssen wir jetzt nur noch folgen. Wir fahren an Burlington und Hamilton vorbei und kurz darauf sehen wir ein Hinweisschild zu einem Niagara Info Zentrum. Hier liegen zwar nur Prospekte herum, aber es gibt auch einen guten Espresso. Leider fängt es jetzt an zu regnen.
Wir haben uns einen KOA Campground herausgesucht, der nur ca. 6-7 km von den Fällen entfernt ist. Eine exakte Wegbeschreibung zum Campground ist auch im Prospekt. An der Ausfahrt 30 verlassen wir den QEW, es geht noch um zwei Ecken und wir sind da. Freie Stellplätze gibt es genug, wir sind ja nicht mehr in der Hauptsaison. An der Rezeption erhalten wir unseren Pass und steuern Platz 59 an. Das rückwärts einparken ist auch kein Problem. Der Abwasserschlauch ist etwas zu kurz, aber das bekommen wir auch geregelt. Wir haben Strom und Wasser. Eine Wasserpumpenzange muss auch auf die Einkaufsliste, denn der Wasseranschluss tropft. Auch damit haben wir schon Erfahrung. Margit packt unsere Koffer aus und ich schreibe unsere ersten Erlebnisberichte. Die neue Bettwäsche verfrachtetet Margit in der Laundry erst mal in die Waschmaschine und den Trockner. Endlich, wir lassen uns unsere erste Mahlzeit im Womo schmecken, frisches Baguett, Käse, Schinken Tomaten... und am ersten Abend natürlich eine Flasche Sekt. Um 22:00 liegen wir todmüde in unserem ungewohnt engen Bett. Wir werden uns fast fünf Wochen damit arrangieren müssen.
E-Mail: klaus_breitenbach2002@yahoo.de