2. Tag 21.9.2019
Wir sind natürlich recht früh aufgewacht, schönen Gruß von der Zeitumstellung. Wir machen uns gemütlich fertig, Margit muss in unserem Chaos einiges suchen und ist etwas genervt, aber gegen 9:00 sind wir fertig zum Aufbruch.
Das Wetter ist schön, angenehm warm für die Jahreszeit. Wir wollen zuerst zum St. Lawrence Market laufen und dann zum CN Tower. Los geht’s über die Elm-Street, erst mal in die falsche Richtung. An der ersten Straßenkreuzung erkennen wir aber schon unseren Fehler. An der Bay Street finden wir ein Frühstücks Restaurant, das Eggsmart, und erwischen gerade noch einen freien Tisch.
Ein überaus deftiges Frühstück mit Eiern, Speck, Kartoffel, Toast und viel schwarzem Kaffee wird uns serviert. Unmöglich das alles zu schaffen! Und wir wollen auch nicht total überfressen weiterlaufen zu einem Markt, wo es sicher auch Gutes zu entdecken gibt. Mehr als gesättigt laufen wir immer an der Bay-Street entlang, und dann irgendwo weiter auf der King Street. Am St. James Park besuchen wir noch eine anglikanische Kirche, in der gerade Orgelunterricht gegeben wird, Seelenfutter muss auch sein. Nochmal um die Ecke und wir sind an der Markthalle.
Hier ist einiges los. Wir können uns gar nicht sattsehen an den vielen Köstlichkeiten, die hier angeboten werden. Ein großes Angebot an frischem Gemüse und Obst, viel Fleisch und Wurstwaren und …. mein Herz schlägt höher….jede Menge verschiedene Bratwürste, die es bei uns gar nicht gibt. Das lässt mich hoffen auf unseren ersten Einkauf, wenn wir unser Womo übernommen haben.
An einem der Fischstände lasse ich mir sechs Austern schmecken. Leider dürfen sie hier keinen Weißwein ausschenken. Einen Gang weiter lassen wir uns von einem sehr netten Herren informieren über das lokale Weinangebot. Hier können wir auch probieren und schon mal überdenken, welche Tropfen wir uns ins Womo laden.
Draußen entdecken wir, dass in der Nachbarhalle heute ein Farmersmarkt stattfindet. Das lassen wir uns natürlich auch nicht entgehen. Es macht Spaß uns hier durch das Gedränge zu schieben. An einem Stand lassen wir uns erzählen, wieso der Ahornsirup in vier unterschiedlichen Farben angeboten wird, von blassgelb über honigfarben bis hin zu dunkelbraun. Die Standbesitzerin freut sich offensichtlich über unser Interesse und klärt uns darüber auf, dass die unterschiedlichen Färbungen daher kommen, dass der Sirup zu verschiedenen Jahreszeiten geerntet wird. Der hellere ist nicht so stark und wird gerne auf Pancakes gegessen, der dunkle ist sehr stark, und wird nur als Zugabe zu Teigen etc genutzt. An einem anderen Stand probieren wir die selbsthergestellte Schokolade und unterhalten uns mit den netten Leuten. Margit will nochmal zu einem Schmuckstand, findet aber nicht das, was sie sucht. In Untergeschoß der Markthalle lassen wir uns noch einen Espresso schmecken und ziehen dann weiter.
Es ist ein ganzes Stück zu laufen zum CN Tower. Die Richtung ist nicht zu verfehlen, denn wir können die Spitze des Turmes von weitem sehen. In einem Drugstore kaufen wir noch etwas ein, und bummeln weiter an der Hauptstraße entlang. Uns fällt auf, dass es hier recht viele Bettler gibt, die am Straßenrand sitzen, oder trotz des Trubels rundum direkt an der Straße schlafen. Anscheinend werden sie von den Polizisten geduldet.
Wir erreichen den CN-Tower und kaufen die für Senioren ermäßigten Tickets, die uns trotzdem noch 110 can$ kosten. (Ein wirklich stolzer Preis). Dann stellen wir uns in der Schlange vor den Aufzügen an. Wenn wir vorher gewusst hätten, dass es fast 30 min dauert bis wir endlich nach oben fahren können, hätten wir uns möglicherweise keine Tickets gekauft. Aber das Warten hat sich gelohnt.
Die erste Plattform ist auf einer Höhe von 350m. Von hier kann man durch einen Glasboden senkrecht nach unten sehen. Das sorgt schon für Bauchkribbeln, wenn man so direkt in die Tiefe blickt, nur
den Glasboden unter den Füßen. Wir haben wirklich einen tollen Rundumblick in alle Richtungen. Bei diesem herrlichen Wetter ist der Blick frei bis weit über den Ontariosee hinaus. Wir fahren mit
einem weiteren Aufzug nochmal 110m höher, aber eigentlich empfinde ich da keinen Unterschied mehr.
Nachdem wir auch hier ein bisschen herumgelaufen sind, geht es wieder nach unten, und durch den Giftshop nach draußen. Es ist heute so warm, dass es in der Sonne kaum auszuhalten ist. Wir bummeln weiter zum Railway-Museum, in dem wir im Außenbereich die alten Dampfloks und die verschiedenen Wagen ansehen können.
Ein Stück weiter ist eine alte Brauerei, die "Steam Whistle Brewery", in der wirklich noch Bier gebraut wird, und wo heute gerade das Oktoberfest gefeiert wird. Wir lassen uns auch ein leckeres Bier schmecken und ziehen danach weiter zum Strand des Ontariosees.
Viele fröhliche Menschen sind hier unterwegs, und es macht Spaß auf der Uferpromenade entlang zu bummeln. Wir wollen am Ufer entlang zum alten Distillery Historic District laufen. Das ist zwar ein ganz schön weiter Weg, aber wir haben ja Zeit. Unterwegs legen wir kleine Sitzpausen ein, denn die Füße werden doch schon ein bisschen rund. Und der Weg hat sich gelohnt. In den alten Gebäuden sind heute alle möglichen Künstlergalerien und alternative Geschäfte untergebracht. Es erinnert an die Hack`schen Höfe in Berlin.
Wir gucken, genießen, freuen uns über das Leben hier. Zur Erfrischung gibt`s ein leckeres Eis, natürlich ohne irgendwelche Zusätze hergestellt. Nachdem wir uns alles angeschaut haben und aus dem Viertel raus sind, sehen wir direkt gegenüber die Toronto Straßenbahn warten. Nix wie hin, möglicherweise fährt die in die Richtung in die wir müssen. Bingo! Der Fahrer erklärt uns wo wir aussteigen müssen und wo wir in der Straßenbahn das Ticket lösen müssen. Die Straßenbahn ruckelt los und ich nehme den Kampf mit dem Ticketautomaten, der nur Münzen annimmt, auf. Krampfhaft versuche ich eine Münze nach der anderen in den Schlitz zu stecken. Mit einem Bein stehe ich auf der drehbaren Plattform in der Mitte der Straßenbahn – mit dem anderen Bein außerhalb. Da die Straßenbahn ständig um irgendwelche Ecken zuckelt, ist die Plattform auch ständig in Bewegung. Ich werde hin und her geschüttelt und die Münzen wollen einfach nicht in diesen verdammten Schlitz sondern landen immer wieder auf dem Boden. Margit schüttelt sich vor Lachen und drückt die Pay-Taste…und schon klappt es. Die Leute um uns herum haben meinen Stepptanz offensichtlich genossen und können das Lachen kaum unterdrücken.
Ab der Yonge Street geht es wieder zu Fuß weiter. Hier ist jetzt richtig Samstagleben angesagt. Wir kommen an dem großen Eaton-Shoping-Center vorbei und laufen mal durch. Es erstreckt sich über mehrere Stockwerke und bietet alles, was der Geldbeutel verkraften kann.
Am Ausgang zur Dundas Street verlassen wir den Commerztempel wieder und schleppen uns zwei Straßen weiter in unser Hotel. Ungefähr 14km gelaufen heute, endlich die Füße auf dem Bett ausstrecken und Pause bis zum Abendessen.
Wir ruhen uns zwei Stunden aus und gehen dann um die Ecke zu dem italienischen Restaurant „Donatello“, das wir uns gestern Abend angesehen hatten. Da wir nicht reserviert haben will uns die Empfangsdame einen Platz draußen geben. Dazu haben wir aber keine Lust. Als sie merkt , dass wir wirklich gehen wollen, hat sie dann doch noch einen schönen Tisch im Innenraum. Es ist knallvoll hier und der Lärmpegel ist italienisch. Stört uns aber nicht, es passt irgendwie hierher. Wir bestellen, natürlich Linguine mit Vongole, Margit nimmt einen Tomaten Mozzarella Salat, danach schlemmen wir Garnelen und Jakobsmuscheln mit Nudel in Weinsauce.
Es schmeckt wirklich ausgezeichnet, und die Bedienung ist sehr aufmerksam. Als Dessert gibt es dann noch einen traumhaften Schokoladenkuchen, den wir uns teilen. Den Abschluss bildet ein Grappa und ein Espresso. Wir zahlen dann unsere Zeche und freuen uns, dass wir nur über die Straße müssen in unser Hotel. Es ist jetzt 22:30, und wir haben uns wohl schon an die Zeitumstellung gewöhnt und sind nur „normal“ müde.
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