Wanderung am Cap Gris Nez am Morgen und Weiterfahrt zur Somme Mündung.

Freitag, 11. Mai 2018

Margit meint, sie habe die ganze Nacht auf einem Wellblech gelegen. Sie hat sich wohl mehrmals im Bett neu sortiert, das Fuß- zum Kopfende gemacht zusätzlich Decken gesucht, ich habe nichts davon mitbekommen, so fest habe ich geschlafen. Wir machen uns fertig und gehen zum Frühstück der alten Damen. Die anderen Gäste hier im Haus sind schon da. Es gibt das übliche französische Frühstück mit Baguette, Croissant, Käse, Konfitüre und Kaffee, und - nein - wir wollen keinen Milchkaffee. Es schmeckt uns! Danach zahlen wir unsere Zeche, verabschieden uns von den netten alten Damen per Handschlag, und los geht’s die paar Meter zum großen Parkplatz am Leuchtturm. Es ist jetzt schon ziemlich viel Betrieb hier, aber wir finden noch einen Parkplatz. Von der Aussichtsplattform am Cap Gris Nez haben wir einen tollen Blick aufs Meer bis zur Küste von England, wo wir die Kreidefelsen bei Dover sehr gut sehen können. Wir wandern so ca. 3-4 km auf den Klippen entlang, rechts das Meer, links die grünen Getreidefelder, und auf den Hügeln die alten Reste von großen Bunkern. Im Krieg konnten die Bunkeranlagen vom Meer aus nicht geknackt werden. Die Alliierten haben einen Bombenteppich über das gesamte Land gelegt und so die Besetzer vertrieben. Die Bauern haben später die Trichter durch Kriegsgefangene wieder auffüllen und die Minen entfernen lassen, damit die Äcker wieder bewirtschaftet werden können. So viele Menschen haben hier ihr Leben in diesem verdammten Krieg lassen müssen.

 

Wunderschöne violette, weiße und gelbe Blumen begleiten uns auf der gesamten Strecke. An einer Stelle tummeln sich drei Robben im Wasser unter uns, die wir von hier sehr gut beobachten können.

Brügge, Oostende, Calais, Le Havre, Cap Gris Nez, Somme, Bayeaux, Mont Saint Michel, Cherbourgh, Rouen, Chartres, Versailles, Reimes
Bild 1 Aussichtsplatform am Cap Gris Nez am Morgen

Wir laufen zu einem Bunker, der über die Klippen hinausragt, und kehren dann um. Wir wollen lieber mit Blick aufs Meer zurücklaufen, als durch die Felder und über die Straße zurück zum Parkplatz. Jetzt ist am Parkplatz wirklich die Hölle los, man hat den Eindruck ganz Frankreich ist unterwegs. Die Leute kreiseln um den Parkplatz und sind wie Geier hinter uns her, als sie merken dass wir wegfahren.

Margit fährt heute, über schmale Straßen geht es in Richtung „Boulogne sur mer“, einem der exklusiven Badeorte für die Pariser. Also, wir würden hier nicht freiwillig bleiben...langweiliger Strand direkt an der Straße. Wir entschließen uns weiter zur Somme Bucht zu fahren und uns dort eine Bleibe zu suchen. In unserem Navi finden wir ein Chateau in einem kleinen Ort nähe der Mündung der Somme ins Meer. Wir fahren über die Autobahn und berappen unsere 2€ für die 30km, die wir hier unterwegs sind. Schnell erreichen wir den kleinen Noyelles und das Château de Noyelles, leider ist das Schlösschen schon ausgebucht. Also, geht es weiter in den Ort „Valerie sur Somme“, hier gibt es mehrere Hotels. Die Straße führt immer am Kanal entlang, und bald sind wir mitten drin im Trubel. Eigentlich wollen wir in den Hotels mal nachfragen, aber hier gibt es absolut keine freien Parkplätze, und an anhalten auf der engen Straße ist nicht zu denken. Ich glaube, die würden uns lynchen, wenn wir den gesamten Verkehr zum Erliegen bringen würden. Also schieben wir uns so langsam durch den Ort hindurch und hinaus.

Wir halten an einem Imbiss an, haben Hunger. Margit nimmt ein Omelett mit Fritten und ich ein Entrecote mit Fritten. Ganz ok aber nicht umwerfend. Wir überlegen was wir jetzt machen, wir brauchen noch eine Schlafstelle für die Nacht. booking.com hilft hier. Margit und ich suchen gleichzeitig. Ca. 20 km entfernt von unserem gegenwärtigen Standort finde ich ein Chateaux mit guten Bewertungen. Wir buchen sofort die angebotene Suite und hoffen, eine gute Entscheidung getroffen zu haben. Auf schmalen Straßen geht es ins Landesinnere in Richtung Abbeville. Es ist wirklich schön hier, rechts und links Getreidefelder, ab und zu geht es durch einen Wald oder eine kleine Ortschaft. Verkehr gibt es hier fast nicht. Die Touris bleiben wohl alle an der Küste. Bald kommen wir in den winzigen Ort Béhen und sind auch gleich vor der Einfahrt ins Chateau Behen.

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Bild 14 Unser Chateaux für die nächsten beiden Nächte das "Chateau de Behen"

Dieses Gebäude hat seinen Namen verdient. Wir klopfen an der einzigen Tür auf der Vorderseite des Gebäudes, und wir werden auch gleich hineingebeten. Eine Dame (die Schwägerin des Besitzers wie wir später erfahren) lässt uns hinein. Einer der vier Brüder, denen das Schloss gehört, hat die booking.com Reservierung da. Alles klar, wir können unsere Suite im 1Stock gleich beziehen. Die Suite besteht aus einem Schlafzimmer mit mindestens 50m2, einem rundgebauten Wohnraum mit Sofa Fernseher und Sessel von mind. 20m2, einem großen Bad und einer separaten Toilette. Alles klar, hier können wir es sehr gut aushalten. Die Leute sprechen gut englisch und erzählen gerne. Wir bekommen jede Menge Tips was wir hier machen und wo wir essen können.

Wir fahren ins nur 10km entfernte „Abbeville“ und schauen uns die imposante Kathedrale -Stiftskirche St. Vulfran - aus dem 13. Jhd. an. Nach einem Espresso in einem kleinen Straßencafé, kaufen wir Käse, Wein, Schinken, Pastete und Baguette ein. Zurück im Chateaux Speisen wir in unserem „Vorzimmer“, mit herrlicher Aussicht auf den Teich vor dem Anwesen, dessen unangefochtener King ein schwarzer Schwan ist. Um 21:00 liegen wir in der Falle und lesen noch gemütlich in unserem Riesenbett.