Mittwoch, 9.5.2018, in Brügge
Wir haben beide sehr gut geschlafen, es ist wunderbar ruhig hier im Hotel. Zu unserer üblichen Zeit, so gegen 7:30, stehen wir auf und machen uns fertig. Im Frühstücksraum mit Blick auf den Innenhof, lassen wir uns das sehr gute Frühstück vom Buffet schmecken. Eier mit Speck und ein frisch gemachter Obstsalat mit gutem Kaffee lassen uns nichts vermissen.
So gegen 10:00 sind wir soweit und brechen auf zu unserer Erkundungstour zu Fuß quer durch Brügge.
Ich habe uns einen Weg ausgesucht, der uns zuerst zum Kanal führt, der fast ganz Brügge umschließt, und dann weiter zu den alten Stadttoren, an den vier Windmühlen vorbei. Wir rätseln, wozu die Windmühlen erbaut wurden, eigentlich gibt es da nur eine Anwendung. Von hier ist wohl das Umland mit frischem Mehl versorgt worden. Einige Brücken über den Kanal sind als Klappbrücken ausgeführt. Die letzte auf unserer Strecke am Hauptkanal wird gerade geöffnet, als wir vorbei laufen. Am Kanal liegen tolle große Pötte als Hausboote. Eines, das gerade zum Verkauf steht, hat es uns besonders angetan. Der gesamte Frachtraum ist darauf als Wohnraum ausgebaut. Da muss massig Platz vorhanden sein....und vermutlich massig Kohle, wenn man es kaufen will.
Die Mühle wurde 1844 in Ostflandern gebaut. Am 16. Mai 1876 wurde die Mühle an einen Müller namens Rotsaert Edouard in Brügge verkauft. Im Jahr 1903 wurde die Bonne-Chièremolen von einem heftigen Sturm gestürzt. Ein Teil der Mühle endete im Kanal. 1906 wurde die Mühlenmauer des alten Bonne-Chièremolen erworben, um die Mühle wieder aufbauen zu können. Die Mühle kann nicht besichtigt werden.
Entlang eines Seitenkanals, der wohl nicht von Booten befahren wird, geht es wieder in Richtung Innenstadt. Wir bewundern einige Kunstwerke, die mitten im Kanal errichtet wurden, und die tollen alten Backsteinhäuser rechts und links des Kanals. Das Wetter ist wieder traumhaft und wir genießen die Sonne, die auch so langsam die kalte Meeresluft erwärmt.
An einem kleinen Café am Kanal, Café "Blackbird", legen wir eine Espressopause ein. Direkt gegenüber von uns wird ein großer springender Wal im Wasser ausschließlich aus Plastikabfällen errichtet. Der Künstler steht auf seinem Kranwagen, und legt noch letzte Hand an. Ständig kommen Pferdekutschen vorbei, besetzt mit Touristen. Da es ein wenig bergab geht, traben die meisten Pferde über das Kopfsteinpflaster und haben ihre Köpfe stolz erhoben, das sieht richtig edel aus. Ein Vater fährt auf einem Tandem mit seiner behinderten Tochter vorbei, die laut jauchzend ihre Freude zum Ausdruck bringt. Hier in der Sonne genießen wir das Leben, das um uns herum mit fast nur lachenden Menschen, tobt.
Bald ziehen wir weiter zum Marktplatz. Die Turmuhr hat gerade eben 12:00 geschlagen. Die beiden Museen, die wir hier besichtigen wollen, werden gerade geschlossen oder sind noch nicht geöffnet. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Museumsöffnungszeit und der Beginn der Mittagspause zusammenfallen. Nachdem wir eine Runde gedreht haben, beschließen wir erst mal zum Diamantenmuseum zu gehen, das in einer halben Stunde öffnen soll. Also schieben wir uns durch die Menschenmassen auf die andere Seite von Brügge.
Bald sind wir da und auf unser klingeln wird auch gleich von einer netten Dame geöffnet. Trotz unseres „Altenrabatts“ müssen wir noch 7€ p.P. zahlen. Die Dame erklärt uns den Rundweg, dann ziehen wir los. Wir sind hier fast alleine und können uns alles in Ruhe anschauen. Das Museum ist nicht sehr groß, und wird anscheinend von einer Familie geführt, die hier im Diamantengeschäft tätig war\ist. Vom Diamanten schürfen und auswaschen bis zur Verwendung wird hier alles erklärt. Es macht Spaß durch das Museum zu gehen, das sich über 3 Stockwerke erstreckt.
Als nächstes bummeln wir zum Beginen Hof, einem Kloster, das jetzt von Benediktinerinnen geleitet wird. Ein sehr schöner, ruhiger Ort, mit vielen alten Bäumen in einem großen Innenhof. Ob all die kleinen Häuschen noch bewohnt sind?
Jetzt haben wir Hunger. Wir suchen ein Restaurant, wo wir draußen sitzen und die Spezialität, Muscheln mit Pommes, genießen können. Beim ersten Restaurant, das wir finden, sind wir von den Preisen geschockt. Die wollen 25€ haben für eine Portion Muscheln. Da stehen wir auf und ziehen weiter zum nächsten Restaurant. Hier kosten die Muscheln „nur“ 20€, aber das gilt für Muscheln ohne Sauce. Das stellen wir aber erst später fest, und berappen daher auch hier 26€ für eine Portion Muscheln. Wir essen eine Portion zusammen, die sind ja verrückt hier. Und außerdem muss noch Platz für das Abendessen bleiben.
Jetzt gehen wir weiter zur "Heilige-Blut-Basilika“ , hier soll eine Blutreliquie von Jesus aufbewahrt werden. Die Kirche ist voll, und eine lange Schlange steht an, um zu einem Mann auf einem Podest zu gelangen und die Reliquie zu berühren. Es läuft hier eine angenehme Kirchenmusik, die aber in fast regelmäßigen Abständen von einem lauten „Klack“ untermalt wird, immer dann, wenn eine Münze in einen Behälter fällt, der neben der Reliquie aufgestellt und an dem ein Mikrophon befestigt ist. Ich bin ziemlich entsetzt über diese Aktion, das darf ja wohl nicht wahr sein. So wird also jeder dazu „gezwungen“ eine Münze zu werfen wenn er/sie die Reliquie berühren will. Wir verlassen schnell wieder diese Stätte, das hat ja wohl mit Glauben nicht mehr viel zu tun und erinnert eher an mittelalterlichen Ablasshandel.
Wir ziehen weiter zu einem Museum, in dem der Bau, das Leben und der Kampf der U-Boote im ersten Weltkrieg dargestellt ist "1914-18 The battle for the north sea". Es wird gezeigt, wie die Matrosen in den U-Booten gelebt, gearbeitet und gekämpft haben. Diese U-Boote sind in Zeebrugge entstanden und haben zum Teil auch in den Kanälen von Brügge auf ihren Einsatz gewartet.
Das Museum ist nicht sehr groß, aber nachhaltig beeindruckend und geht „an die Nieren“. Wieder draußen, inmitten der vielen fröhlichen Menschen, spülen wir das erst mal In einem Café mit belgischen Schokoladenspezialitäten und wirklich gutem Espresso runter.
Dann gehen wir zurück in unser Hotel, wo wir zwei Stunden ausruhen, bevor wir uns unser Abendessen in einem der Lokale an einem Kanalarm schmecken lassen. Um 21:00 sind wir wieder zurück und lassen den Tag mit lesen ausklingen.
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