Heute erkunden wir Palermo

7. Tag

 Heute haben wir einen autofreien Tag geplant. Wir nehmen unser Frühstück ein und können den köstlichen Kuchen am Morgen nicht widerstehen.

 

Wir laufen los in Richtung Markt, den wollen wir uns unbedingt ansehen. Am Theatro Massimo vorbei geht es über die Via Maqueda in Richtung der Vittorio Emanuele. Schön ist, dass die Straße heute für Autoverkehr gesperrt ist, so können wir ungestört hier bummeln. Ständig werden wir angesprochen von Citytour-Fahrern; doch wir wollen zu Fuß gehen. Sehen wir so alt und gebrechlich aus? Ok, man sieht uns an, dass wir Touris sind - bewaffnet mit Kamera, Stadtplan und Rucksack. Hoffentlich liegt es nur daran!

 

Die beiden Hotelmanager Antonella und Paolo
Die beiden Hotelmanager Antonella und Paolo
Vor dem Theatro Massimo
Vor dem Theatro Massimo

Es sind leider auch sehr viele Bettler unterwegs, besonders an den Kircheneingängen. Das nervt und man wird den Gedanken nicht los, dass das Ganze organisiert ist.

 

Wir verlassen die Hauptstraße und bummeln durch schmale Gässchen weiter, die hier zum Teil so eng sind, dass kein Auto durchkommt. Gut für uns!

Übrigens fühlen wir uns bislang weder bedroht noch unsicher, ganz egal wo wir laufen. Meine Frau trägt ihren Rucksack und ich habe immer meine große Kamera dabei. Wir versuchen, uns in etwa Richtung Markt zu halten, kommen aber dann doch zu weit nördlich an der Kathedrale raus. Wir riskieren heute nur einen kurzen Blick hinein, denn der Markt schließt gegen 13:00.

Von der Vittorio Emanuele gehen wir nach rechts, irgendwo werden wir dann auf das Marktgeschehen stoßen. So ist es - nicht zu übersehen und nicht zu überhören. Wir quetschen uns durch die engen Gassen zwischen Ständen mit herrlichstem Gemüse, Obst, Fischen, Fleisch, Käse, Klamotten....Wieder einmal bedauern wir, hier nicht kochen zu können. Besonders die ganz unterschiedlichen Artischocken haben es uns angetan. Aber auch die frischen Muscheln und Fische sind zumindest fürs Auge ein Genuss - für die Nase weniger. Die kleinen Buden sind hier überall in den Gassen aufgestellt, und so zieht sich der Markt durch das ganze Viertel Ballaro.

 

Als wir genug haben von dem Gedränge, suchen wir uns einen Platz, wo wir frittierten Fisch essen und die vorbeiziehende Menge beobachten können. Kleine gegrillte Sardinen, Octopus und andere Leckereien schmecken gut, allerdings waren die Augen mal wieder größer als der Magen. Vor allen Dingen kann ich mein Weib hauptsächlich mit dem gegrillten Gemüse locken, mit dem größten Teil des Fisches muss ich alleine fertig werden.

 

So langsam nimmt der Besucherstrom jetzt ab. Der Markt schließt und "Mama" eilt nach Hause an den Herd.

 

Wir ziehen weiter durch die Gassen und stehen überraschend vor einer der ältesten Kirchen Palermos, der „Chiesa di Gesu“. Eine überwältigende Kirche, überall mit Marmoreinlegearbeiten an den unzähligen Säulen. Wir bezahlen 3€ und können auch die Sakristei und ein kleines Museum besichtigen. In der Sakristei werden wir dann in bestem Deutsch von einem jungen Mann angesprochen, der uns eine kostenlose Führung anbietet. Er studiert hier Geschichte und muss 150 Freistunden ableisten, da er gerne als Fremdenführer arbeiten möchte. Heute sind wir seine überaus willigen "Opfer". Er ist sehr nett und sieht auch noch gut aus - sagt meine Frau. Er hat wirklich unglaubliches geschichtliches Wissen und  Ahnung von den vielen Ausstellungsstücken. Im Keller der Kirche zeigt er uns, wie hier früher die Mönche einbalsamiert wurden. Hinter den Wänden sollen noch viele der Mumien versteckt sein, aber es fehlt das Geld, um hier weiter zu forschen. In der Kirche zeigt er uns einige "Geheimgänge", die in den Kirchturm bzw. in die Kuppel führen. Wir haben den Eindruck, es macht ihm Spaß, uns auch. Diese private Führung war wirklich ganz toll.

 

Wir ziehen weiter durch die Straßen zum Brunnen Fontana Pretoria. Hier geht es in einen schönen Innenhof, der bewacht wird durch mehrere Uniformträger. Wir fragen, ob wir dahinein dürfen! Kein Problem, wir sind hier im Rathaus von Palermo dem Palazzo Pretorio, wo ebenfalls viele alte Skulpturen und Gemälde gezeigt werden. Im ersten Stock gibt es auch noch einiges zu sehen; ein weiterer Vorraum ist durch eine geschlossene Glastür abgetrennt. Dahinter sehen wir weitere zwei Uniformträger. Sie winken uns herein, hier sind wir im "Allerheiligsten" des Bürgermeisters von Palermo, mit Privatkapelle und jeder Menge Kunstwerken. Wir dürfen auch in den uralten Sitzungssaal des Stadtparlamentes, und der Mann fordert uns auf, den Vorsitz zu übernehmen und Bilder zu machen. Dann schließt er uns noch das riesige Arbeitszimmer des Bürgermeisters auf, wo jede Menge Papierarbeit auf dem gewaltigen Schreibtisch liegt. Natürlich dürfen wir uns auch auf den Sessel des Bürgermeisters setzen und wir können fotografieren. Anscheinend haben die beiden hier nichts zu tun und sind froh, dass ein paar Touris die Langeweile unterbrechen.

 

Es geht weiter zur Straßenkreuzung "Quatro Ganti", wo an allen vier abgerundeten Ecken Heiligenfiguren aufgestellt sind. Ein schöner Platz. Wir sind jetzt schon etwas müde und lassen uns in einem alten Café ein Eis und ein paar Süßigkeiten schmecken. Dann geht es zurück ins Hotel, eine kleine Siesta vor dem Abendessen ist nötig.

 

Heute gehen wir ins Il Cambusone, ein Restaurant der Einheimischen und eine Empfehlung einer guten Freundin. Gegen 19:30 ziehen wir los, sehr weit ist es nicht vom Hotel entfernt. Trotzdem haben wir ein paar Probleme es zu finden. Plötzlich, als wir in eine Seitengasse schauen, liegt es direkt vor unserer Nase. Wir sind die ersten Gäste heute Abend und wir haben zunächst den Eindruck, dass die Leute froh über ein paar Gäste sind. Von wegen - innerhalb von ca. 50 min sind alle Tische von Einheimischen besetzt. Offenbar kennen sich die meisten Leute hier und das ist so was wie ihr Stammlokal. Wir lassen uns das Essen schmecken, heute gibt es mal nur Fleisch, wir hatten genug Fisch in den letzten Tagen. Wir genießen den Hauswein und anschließend die Cannoli, eine sizilianische Spezialität, zusammen mit einem Espresso. Wir zahlen gleich als wir fertig sind, denn da warteten schon die nächsten Gäste auf einen Tisch. Zurück ins Hotel und ab in die Koje.