10. Tag 29.3.2016

Obwohl die Betten richtig klamm waren und es nachts wieder echt kalt wurde, haben wir so einigermaßen geschlafen, lag wohl am Rotwein. Meine Frau freut sich auf eine heiße Dusche zum Aufwärmen. ÜBERRASCHUNG! Es kommt kein Wasser, es tropft ein bisschen und dann ist Schluss. Die Toilette können wir gerade noch einmal spülen, dann ist der Spülkasten leer. Zum Zähneputzen muss das Trinkwasser aus der Flasche herhalten, aber die ist auch nur noch halbvoll. Meine bessere Hälfte ist stinksauer und lässt ein paar undamenhafte Bemerkungen fallen. Ich ziehe mich an und will gerade losziehen, um kräftig auf den bäuerlichen Tisch zu hauen, da läuft das Wasser wieder. Durch den Boiler ist es auch schnell warm und duschen ist wieder möglich. Mal sehen, ob ein heißer Kaffee die Laune endgültig wieder auf "freundlich" anheben kann. Der Patrone hat alles vorbereitet und bietet ein wirklich leckeres Frühstück an. Ich zahle noch unsere Zeche, und dann geht es wieder auf die Piste.

Heute wollen wir nach „Erice“, und anschließend weiter über Trapani nach „Marsala“. Wir haben nur ca. 35 km zu fahren und sind schnell an der Autobahnabfahrt. Jetzt geht es über viele Kehren nach oben in die Stadt auf der Bergspitze. Das Wetter ist heute sehr klar, und wir haben von hier oben eine wunderbare Fernsicht. Allerdings pfeift uns ein richtig kalter Wind um die Ohren, sogar ich ziehe hier eine Jacke an. Einen Parkplatz gibt es auch hier oben, aber das Ticket aus dem Automaten gibt nur eine Stunde her, definitiv zu wenig Zeit...und die Politessen sind schon eifrig am Schreiben. Ich sammele meinen sprichwörtlichen teutonischen Charme und mache mit einer der Damen einen Deal: Ich ziehe zwei Tickets und sie akzeptiert, dass wir erst nach zwei Stunden zurückkommen. Perfetto!.

Als erstes schauen wir uns die schöne Kirche an und bummeln dann weiter zu dem Restaurant, das uns eine Freundin empfohlen hat. Leider ist es noch geschlossen. In einem kleinen Café genießen wir einen Espresso und naschen jeder eine Marzipankugel - eine kalorienfreie natürlich. Ein kleines Geschäft mit Keramiksachen lockt uns und wir lassen uns beraten. Da wir aber unterschiedliche Muster mögen, kaufen wir nichts. Wir wandern einmal um den ganzen Ort herum und finden immer neue Stellen mit wunderbarem Blick aufs Meer und die Landschaft. Natürlich lassen wir auch die Burg und eine weitere Kirche nicht aus, wo uns eine nette Dame in bestem Deutsch einiges erklärt. Man sollte sich keinesfalls darauf verlassen, dass Sizilianer kein Deutsch verstehen - das könnte peinlich werden. Immer wieder treffen wir auf ehemalige Gastarbeiter, die sich freuen, wenn sie ihre Deutschkenntnisse auspacken können.

 Danach geht unsere Fahrt weiter nach Trapani und dann an den Salinen vorbei.

Nach Marsala ist es nicht mehr weit. Angekommen finden wir einen Parkplatz am Meer, wo uns ein junger Mann die Bewachung unseres Autos anbietet. Ok, die 2€ investieren wir gerne und er ist richtig glücklich. Unsere gute Tat für heute.

Durch das Stadttor betreten wir die Innenstadt und bummeln durch autofreie Straßen durch den Ort. Erst mal zum Dom, den wir natürlich ansehen. Da wir Hunger haben, lassen wir uns in einer kleinen Bar ein Panini mit Schinken und Käse schmecken, dazu natürlich ein Glas Wein. Zum abschließenden Espresso müssen wir unbedingt einen süßen Marsala Wein trinken, den uns der Besitzer spendiert. Kommt ja auch auf ein bisschen mehr oder weniger Alk nicht mehr an.

Irgendwo unterwegs hatten wir ein Hinweisschild zu dem Hotel Best Western Hotel Stella d'Italia gesehen. Wir lassen uns erklären, wie wir hinkommen. Das Hotel macht einen sehr guten Eindruck, hat freie Zimmer und - ganz wichtig - einen Parkservice. Wir gehen zurück zum Auto und quälen uns durch Gassen, die nur Zentimeter breiter sind als unser Auto. Es lohnt sich; ein sehr schönes Zimmer genau gegenüber vom Dom, eine riesengroße Terrasse mit Blick über die Dächer und direkt in eine der belebten Altstadtgassen, lassen die angekratzten Nerven wieder heilen. Bleibt nur noch abzuwarten, ob das viertelstündliche Gebimmel der Domglocken die ganze Nacht hindurch geht...tut es nicht.

Schon wieder Zeit zum Abendessen. In der Rezeption erhalten wir drei Vorschläge für gute  Restaurants in Laufnähe. Jetzt ist richtig Leben auf den Straßen, wie üblich im Süden. Wir schlendern noch ein bisschen durch die Stadt, und entscheiden uns schließlich für das letzte der vorgeschlagenen Restaurants, die Trattoria Gaibaldi. Eine gute Wahl. Ein wunderbares Antipastibuffet und fangfrischer Fisch sind ganz unser Ding. Alles total lecker, und auch hier wieder eine sehr sympathische, freundliche Bedienung. Mit "Dolce", Espresso und einem süßen Marsala schließen wir das Mahl und den Abend ab.