Heute erkunden wir Chicago, "The bean" und Science Museum weil es so kalt ist.

16.3.2014

Wir haben gut geschlafen, an diesem Bett gibt es nichts auszusetzen – und das kommt bei Hotelbetten eher selten vor. Gegen 8:00 stehen wir auf. Ein Blick aus dem Fenster zeigt uns, dass es letzte Nacht geschneit hat. Wir hoffen, dass es nicht ganz so kalt ist wie gestern und werden eines Besseren, bzw. Schlechteren, belehrt. Als wir vor die Hoteltür treten – die übrigens aufgrund des heftigen Windes nur unter Einsatz des ganzen Körpergewichtes zu öffnen ist - pfeift es uns eiskalt um die Ohren. Ohne Handschuhe und Ohrenschutz geht heute gar nichts. Frühstück nehmen wir in einem der üblichen amerikanischen Kettenrestaurants ein, direkt neben dem Hotel. Eine nette junge Dame erklärt uns zuerst, wie das hier funktioniert. Auf der Karte etwas aussuchen, zur Kasse gehen, bestellen und bezahlen, die Getränke dann selbst holen, alles andere wird gebracht. Wir erhalten ein Schild mit einer Nummer darauf, das wir auf einen Ständer auf unserem Tisch stecken müssen. Vermutlich sind sie schon auf solche unwissenden Rentner, die sich auf ihre alten Tage die Route 66 gönnen, eingestellt. Scrambled eggs mit Gemüse, Bacon, Toast und gebackenen Kartoffeln, runtergespült mit einem wirklich guten „europäischen“ Kaffee, machen uns stabil gegen die Kälte – denken wir.

Wir stemmen uns gegen den Wind bis zur Michigan Avenue (Magnificient Mile), der berühmtesten Einkaufsstraße in Chicago, wo sich alle Läden mit großen Namen aneinander reihen. Es ist unglaublich kalt; der Eiswind schneidet förmlich ins Gesicht und macht das Atmen schwer. Nach wenigen 100 Metern zeigt uns eine Temperaturanzeige 19° Fahrenheit an. Das sind zwar nur ungefähr -6°C, aber durch den Wind gefühlte minus 20 Grad. Chicago nennt sich nicht umsonst „The windy City“. Wir kehren sehr schnell wieder um; auch die tollsten Geschäfte verlocken bei diesem Wetter nicht zum bummeln.

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Bild 1 Sonntag morgen im eiskalten Chicago

Wir beschließen, nochmal zum Millenium Park zu laufen und uns dort die „Bean“ anzuschauen, die gestern wegen der Parade gesperrt war - DAS Wahrzeichen Chicagos. Der heftige Rückenwind treibt uns schnell hin. „The Bean“ sieht wirklich klasse aus mit den vielen Wolkenkratzern im Hintergrund, die sich in ihr spiegeln.

Überall liegt noch Schnee und man muss höllisch aufpassen, um auf den Eisplatten nicht auszurutschen. Wir gehen zurück zur Michigan Avenue in Richtung Süden. Im Museum of Arts legen wir eine kleine Pause ein und wärmen uns auf, aber nur im Museumsshop, denn unser nächstes Ziel ist der Willis Tower, das höchste Gebäude in Chicago. Wir laufen die Jackson Street entlang, durchs Bildungsviertel, vorbei an vielen kleinen Universitäten (Schulen) und an der Nationalbibliothek, die in einem sehr schönen alten Gebäude untergebracht ist. Dann sind wir am Willis Tower und hören dort, dass die Wartezeit zum Hinauffahren auf die Aussichtsplattform ca. 1 Stunde beträgt. No way, dazu haben wir keine Lust. Wir beschließen, zum Museum of Science zu fahren, da es einfach zu kalt ist, um weiter durch Chicago zu laufen. Ein Taxi ist schnell da, lässig von Margit herbeigewinkt, wie man es aus den amerikanischen Filmen kennt. Ein sehr netter dunkelhäutiger Fahrer erzählt uns sein Leben. Er kommt aus Togo, hat in Moskau Biologie studiert und in den USA natürlich keine Arbeit als Biologielehrer gefunden. Da er vier Kinder hat, fährt er eben Taxi, um den Kindern Schule und Studium zu ermöglichen. Er ist 55 Jahre alt und will zurück nach Togo, wenn er in Rente geht.

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Bild 12 Im Science Museum

Das Museum ist weit im Süden von Chicago. Auf dem Weg dorthin kommen wir auch an dem Viertel vorbei, wo das Haus von Barack Obama ist, wie uns der Taxifahrer stolz erklärt. Die Fahrt hat uns 22$ gekostet einschließlich Trinkgeld, aber dafür sind wir auch nicht erfroren. Im Museum sehen wir schon wieder eine ewig lange Schlange stehen und fürchten, dass wir vom Regen in die Traufe gekommen sind. Es besteht aber auch die Möglichkeit, an einem Automaten die Eintrittskarten zu ziehen und mit Kreditkarte zu bezahlen. Das geht recht flott. Wir berappen 57$ für uns beide und können uns noch die Sonderschau „Schmetterlingsflug“ im Omnimax Kino ansehen.

Ein sehr schönes Museum, mit vielen Möglichkeiten, selbst Dinge aus zu probieren und die physikalischen Gesetze hautnah kennen zu lernen. Sowohl für Kinder als auch Erwachsene wirklich toll. Wir bummeln durch das Museum, sehen uns an wie ein Tornado entsteht und wie dieser beobachtet wird, wie Waldbrände bekämpft werden, wie Blitze entstehen und wie sie erforscht werden usw. Faszinierend sind auch Zukunftstechnologien wie das „vertikale Farming“.

Im Omnimax Kino, einem 360° Kino, sehen wir gemütlich im Liegen den Film zum „Monarch Falter“ und dessen jährliche Flugrouten und wie diese erforscht wurden. Ein wirklich sehr sehenswerter Film. Gegen 16:00 werden wir freundlich hinauskomplimentiert, da das Museum schließt. Draußen ist immer noch Arktis angesagt und wir greifen uns ein Taxi zurück zum Hotel.

Gegen 18:30 gehen wir wieder auf Restaurantsuche. Steak ist heute nicht unser Ding, uns ist mehr nach Fisch. „Joe Fish“ entpuppt sich als eine ausgezeichnete Wahl. Margit schwelgt in Lobster Salat und ich in wunderbaren frischen Austern von der Westküste. Dazu empfiehlt uns der Ober einen Pinot Noir, der seiner Meinung nach aus Deutschland kommt. Auf unsere gemeine Frage, woher denn genau, erwischen wir ihn allerdings kalt. Egal, der Wein schmeckt prima zum ausgezeichneten „Lake Perch“ (Seebarsch) hier aus dem Michigan See. Zum Nachtisch leisten wir uns noch eine Ricotta Creme, bzw. ein Pecannusskuchen und natürlich Espresso. Ein wirklich ausgezeichnetes Essen. Um 21:00 sind wir zurück im Hotel und ganz schnell wieder in Morpheus Armen.