Fundort: Gefunden am 8.8.2016 in unserem Garten auf einer alten Baumscheibe und auch auf Rindenmulch. Im Umkreis von 2m² waren noch viele Fruchtkörper sichtbar.
Heute möchte ich einen interessanten Pilz vorstellen, der zu der Gruppe der Bauchpilze gehört den Gastromyceten. Neuere Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass dieser Pilz aufgrund seiner genetischen Merkmale zur Gruppe der Blätterpilze den Agaricaceae gehört. In den meisten Bücher wird er noch als Bauchpilz bezeichnet.
Die Fruchtkörper sind jung fast kugel-eiförmig, sie entwickeln sich dann zu kleinen Tonnen mit einer Höhe von 5-10 mm und einem Durchmesser von ca. 6-10 mm. In junger Form sind die kleinen Tönnchen geschlossen, bedeckt mit einer gelben bis ockerfarbenen Haut. Bei Reife reißt diese auf und gibt den Blick frei auf den „Tiegel“, in dem bis zu 15 kleine linsenförmige Sporenbehälter ruhen, mit einem Durchmesser von je ca. 1-1,5 mm. Den sogenannten Peridiolen. Diese sind mit einem Faden, dem sogenannten Funiculus am Boden des Tiegels befestigt, wie mit einer Nabelschnur.
Die Sporen gedeihen in den Peridiolen auf Basidien, auf denen sich jeweils 2/4 Sterigmen befinden, auf denen sich die Sporen entwickeln.
Interessant ist die Verbreitung der Sporen. Hier gab es viele Theorien, aber letztendlich scheint es so zu sein, dass sich der Pilz auf Kleinvögel spezialisiert hat, die die Peridiolen aus den Tiegeln herauspicken und die Sporen dann mit ihrem Kot weiter verbreiten. Diese Verbreitungsstrategie ist offenbar so erfolgreich, dass sich die Teuerlinge weltweit verbreitet haben. Ihre auffällige Form hat den Teuerlingen nicht nur ihren Namen gegeben, sondern auch zu folgenden volkstümlichen Mythen und Legenden geführt. „Teuerlinge“ galten in regenreichen Jahren als Vorboten einer schlechten Ernte, daher:
Peridiolen = Geldstücke, viele Peridiolen im Tiegel = viele Geldstücke = Teuerung (steigende Preise) / Schlechtes Wetter (Regen) -> schlechte Getreideernte-> steigende Getreidepreise = hohe Brotpreise. Viel Regen = hohe Feuchtigkeit = viele Teuerlinge.
In anderen Ländern gibt es andere, der äußeren Form entsprechende Volksnamen, so nennt man sie „Brotkorbpilze“ in Schweden, in England heißen sie „Vogelnestpilze“. 2014 wurde dieser Pilz von der DGFM zum Pilz des Jahres erklärt.
Die gefundenen Sporen haben beträchtliche Größenunterschiede, die Abmessungen min.: [µ] Länge: 6,52, Breite: 3,86,
Q: 1,59; max.: Länge: 9,91, Breite: 4,99, Q: 2,15 Mittelwert: Länge: 7,83; Breite: 4,31,
Q: 1,81. Die Form ist elliptisch, zum Teil mit einseitiger Abflachung. Oberfläche erscheint glatt aber leicht gewellt, wobei dies auch auf Austrocknung zurückzuführen sein kann.
Sporen unter dem Mikroskop, vereinzelt in Wasser, vorher gefärbt mit Kongo rot: genutztes Objektiv: 100fach Neofluar mit Öl,
Der Stiel mit dem die Peridiole am Fruchtkörper befestigt ist hat eine Dicke von ca 15-20µ und besteht aus vielen einzelnen Hyphen mit einer Dicke von 1,5-2,5µ, die wie ein Seil zusammenverflochten sind.Die Wände der Peridiole sind ebenfalls aus Hyphen zusammengesetzt die eine Dicke von ca. 1-2µ aufweisen.
Basidien wurden im Fruchtkörper keine gefunden. Es sind jedoch sehr viele Marginalbasidien zu finden, die anscheinend in einer Hülle stecken, aus der diese hervorbrechen. Die Marginalbasidien haben die Abmessungen von ca. 3-5µ Dicke und ca. 20 µ Länge. Basalschnallen wurden keine beobachtet.
Alle Aufnahmen sind in Quetschpräparaten entstanden, in Wasser, vorher wurde für 2-3 Minuten mit Kongo gefärbt. Eingesetztes Mikroskop Zeiss Universal, Objektiv: 100er Neofluar mit Öl. Beleuchtung LED. Aufgenommen mit Canon 60D mit Flachobjektiv und über Zeiss Adapter mit 10 fach Brillenokular.
Literatur:
Pilze der Schweiz Band 2
Deutsche Gesellschaft für Mykologie „Pilz des Jahres 2014“
Verein der Pilzfreunde Stuttgart Pilzblatt Nr. 137
Xanders 36ter Pilzbrief
Mycologia Bavarica Band 13, 2012
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